Die Geburt eines Kindes verändert das Leben. Freude, Liebe und Dankbarkeit können spürbar sein. Gleichzeitig erleben viele Eltern Überforderung, Erschöpfung und Zweifel. Wenn diese Gefühle bleiben, wenn Traurigkeit oder innere Leere überwiegen und ein großer Leidensdruck entsteht, spricht man von einer postpartalen Depression.
Diese Seite gibt einen Überblick über Symptome, Ursachen, Therapie und Unterstützung.
Symptome erkennen
Eine postpartale Depression zeigt sich bei jedem Menschen anders. Häufige Anzeichen sind:
- anhaltende Traurigkeit oder Gereiztheit
- Schuldgefühle oder das Gefühl, keine gute Mutter oder kein guter Vater zu sein
- Schlafstörungen, auch wenn das Kind schläft
- starke Erschöpfung, Antriebslosigkeit, Hoffnungslosigkeit
- Konzentrationsschwierigkeiten oder Gedächtnisprobleme
- Appetitverlust oder starkes Essen
- Schwierigkeiten, Nähe zum Kind zu spüren oder Freude zu empfinden
- Verlust von Interesse an früher wichtigen Dingen
- Sorgen und Ängste, die den Alltag bestimmen
- innere Unruhe oder Gefühl von Abgeschnittensein
- in schweren Fällen Gedanken, sich selbst oder dem Kind etwas anzutun
Eine postpartale Depression ist keine Schwäche. Es ist eine Erkrankung, die behandelt werden kann. Sie kann auch Väter betreffen.
Ursachen verstehen
Eine postpartale Depression hat nicht nur einen Grund. Meist wirken mehrere Dinge zusammen. Jede Situation ist einzigartig.
Körperliche Gründe können eine Rolle spielen. Zum Beispiel Hormone, Schlafmangel oder körperliche Erschöpfung.
Seelische Gründe können dazu kommen. Zum Beispiel Perfektionismus, Selbstzweifel oder alte Belastungen.
Soziale Gründe sind ebenfalls wichtig. Zum Beispiel hoher Druck, zu wenig Unterstützung oder Einsamkeit.
Eltern tragen keine Schuld. Die Erkrankung zeigt, dass Körper und Psyche Entlastung brauchen.
Verhaltenstherapeutisches Vorgehen
In der Therapie geht es darum, Wege in das veränderte Leben nach der Geburt zu finden. Schritt für Schritt und mit Blick auf die eigenen Bedürfnisse.
Wichtige Ziele sind:
- Gefühle erkennen und lernen, damit umzugehen
- weniger harte Selbstkritik und mehr Vertrauen in sich selbst
- Erwartungen an Elternschaft an die eigene Realität anpassen
- Nähe zum Kind stärken und für sich selbst gut sorgen
- Sicherheit gewinnen, um auch mit Rückschlägen umgehen zu können
Wir arbeiten gemeinsam an Gedanken, Gefühlen und Verhalten. Immer in dem Tempo, das für Sie passt.
Ablauf der Therapie
- Einstieg: Ziele und Erwartungen klären
- Arbeit in den Sitzungen: Umgang mit Traurigkeit, Ängsten und Schuldgefühlen. Mehr Selbstfürsorge und stärkere Bindung zum Kind
- Alltag: Strategien für Belastungen, Unterstützung aufbauen, Pausen finden
- Regelmäßige Überprüfung: Fortschritte sichern und den Plan anpassen
Hinweise für Angehörige
Das kann helfen:
- Zuhören ohne zu bewerten
- Unterstützung im Alltag, zum Beispiel Haushalt oder Kinderbetreuung
- Signalisieren: Du bist nicht allein. Hilfe annehmen ist erlaubt
Das ist nicht hilfreich:
- Aussagen wie das ist nur der Babyblues
- Aufforderungen wie reiß dich zusammen
- Vergleiche mit anderen Eltern
Melden Sie sich für individuelle Unterstützung.
Wenn Sie sich in diesen Beschreibungen wiederfinden: Sie sind nicht allein. Eine postpartale Depression ist behandelbar. Der erste Schritt ist, Hilfe anzunehmen.
Weiterführende Informationen
Österreich
- Gesundheit.gv.at – Offizielles Gesundheitsportal mit Informationen zu postpartaler Depression
- Sozialministerium: Broschüre „Eigentlich sollte ich glücklich sein…“ (PDF) – Broschüre zu Depression und Ängsten nach der Geburt
- Frühe Hilfen Salzburg – Unterstützungsnetzwerk für Familien rund um Schwangerschaft und frühes Elternsein
Deutschland
- Stiftung Deutsche Depressionshilfe – Wissenschaftlich fundierte Informationen, Hilfsangebote und Adressen
- Schatten & Licht e. V. – Selbsthilfeorganisation zu postpartaler Depression und Angststörungen
